Den Eindruck könnte man bekommen. Denn das Hotel Johanniskreuz in 67705 Trippstadt-Johanniskreuz in der Nähe von Kaiserslautern wird z.B. bei restaurant-kritik.de aktuell mit nur 1,68 von 5 Punkten bei 40 Bewertungen bewertet.
Wohlgemerkt: Das ist das Gesamtergebnis, also müssen dort nach Meinung der Mitglieder von restaurant-kritik.de sowohl das Essen, der Service, das Ambiente und auch die Sauberkeit desaströs sein. Bei qype.com sieht es bei z.Z. 6 Bewertungen ähnlich schlecht für das Hotel Johanniskreuz aus.
Auffällig ist bei beiden Portalen, dass es fast immer Bewerter sind, die nur einmal bewertet haben, die also nur Mitglied bei diesen beiden Portalen wurden, um das Johanniskreuz zu bewerten. Auch die Bikerszene, die sich dort trifft, äußert sich in diversen Foren sehr negativ über das Hotel Johanniskreuz in Trippstadt.
Kann das überhaupt alles sein? Wie kann ein Restaurant, welches sich seit Jahren mit Äußerungen seiner Gäste im Internet wie z.B. "Abzockcafe", "Preise von 2020" oder gar "Nicht betreten" herumschlägt, überhaupt überleben?
Was ist dran? Welche Geschichte steckt dahinter? Genau das interessierte den Restaurantinspektor.
Vorab: Das rustikale Restaurant und zwei Sterne-Hotel, welcches bereits seit elf Jahren von Herrn Niesmak betrieben wird, liegt sehr verkehrsgünstig in idyllischer Lage, in einem Ausflugsgebiet, lebt damit auch als Ausflugslokal von Bikern, Busreisenden und Wanderern.
Dabei ist das Johanniskreuz kein "Billigeimer". Das rustikale Rumpsteak im Restaurant kostet dort aktuell fast 20,-€. Es gibt aber auch noch einen Kiosk für den schnellen Esser. Da lockt dann die Bockwurst für Biker und Wanderer.
Doch wie kommt es nun zu dem schlechten Wert z.B. auf restaurant-kritik.de? Alles nur Spinner? Das würde wohl zu kurz greifen. Zumal sich unter den vierzig Bewertungen auf restaurant-kritik.de auch sehr positive Darstellungen befinden. Bei qype.com z.B. ist die längste und fundierteste in ihren Aussagen die beste mit 4 von 5 möglichen Sternen. Dieser Gast war dabei nicht nur ein Restaurantbesucher, sondern Hotelgast, hatte also viel Zeit, das Johanniskreuz kennenzulernen.
Was uns zu HRS, einem Hotelportal bringt. Dort schneidet das Haus bei 20 Bewertungen mit 7,7 von 10 möglichen Punkten gut ab. Auch die Leistung der Küche wird mit 8 Punkten belohnt.
Deutlich schlechter sieht es dagegen bei Holidaycheck aus. Denn dort liegt die Gesamtnote nur bei 3,1 von 6 Sonnen. Wobei die gastronomische Leistung nur mit 3 Sonnen bewertet wird.
Doch woran liegt es denn nun, dass dieses Restaurant von vielen ehemaligen Gästen so schlecht bewertet wird und trotzdem erfolgreich ist?
Da galt es für restaurantinspektor.com Fakten zusammen zu tragen, also neben der Internetrecherche Gespräche mit dem Betreiber des Hotels, Ortskundigen und dem Tourismusverband zu führen.
An erster Stelle stand dabei natürlich die Frage, was wird überhaupt an dem Johanniskreuz bemängelt? Ganz oben auf der Mängelkarte steht dabei die mangelnde Preistransparenz. Denn es gäbe keine Speisekarten oder Schaukasten. Beide Aussagen treffen jedoch nach Gespächen mit Ortskundigen und dem Tourismusverband nicht zu. Zum einen hängt links neben dem Eingang ein Schaukasten mit der Speisekarte und den Preisangaben, zum anderen liegen auf den Tischen Speisekarten aus.
Diesem Vorwurf, den Beschwerden ging der Tourismusverband übrigens selbst nach, um festzustellen, dass sowohl das Gewerbeaufsichtsamt als auch weitere staatliche Kontrollorgane z.B. Lebensmittelkontolleure keine Beanstandungen im Johanniskreuz feststellen konnten.
Was die Preise angeht treffen hier wohl der ausgeprägte Geschäftssinn des Betreibers und typisches Gästeverhalten aufeinander. Denn viele der Beschwerden beziehen sich auf den nachmittäglichen Kaffeebetrieb.
Seien wir ehrlich: Schauen Sie bei Kaffee in eine Speisekarte? Vermutlich nicht! So kommt es, dass der Gast dort statt einer Tasse Kaffee i.d.R. einen Pott mit Kaffee erhält und es wohl auch so zu sein scheint, dass der Gast zum Kuchen "verführt" wird, indem er vom Service neben dem Kaffee auch Kuchen serviert bekommt, diesen zwar nicht Georderten dann auch zu sich nimmt, um dann bei der Rechnung eine Überraschung zu erleben. Denn da kommt eine Person ganz schnell auf fast 10,-€.
Doch die Preisgestaltung obliegt nun mal immer dem Gastronom selber. Wenn der Gast voher nicht nach den Preisen fragt oder unwillens ist, in die Speisekarte zu schauen, ist dieser letztendlich selber schuld.
Ein weiterer Vorwurf, gerade der Motorradfahrer bzw. der Mountainbiker ist der, dass neben dem teuren Kaffee das Wasser auf den Toiletten laut Beschilderung kein Trinkwasser sein soll, diese so nicht kostenlos ihre Wasserflaschen auffüllen könnten. Das hat laut Recherche allerdings einen Hintergrund.
Zum einen hätte die Motorradszene, die sich immer noch vor dem Restaurant trifft, gerne eine Art Vereinstreffpunkt mit günstigen Angeboten aus dem Johanniskreuz gemacht, welches der Betreiber abgelehnt habe und den erwähnten Kiosk eröffnete. Zum anderen seien nach Aussage Ortskundiger regelmäßig Scharen von Mountainbikern über die Toiletten hergefallen, hätten diese verschmutzt, die Trinkflaschen aufgefüllt und seien dann, ohne irgendeinen Umsatz zu hinterlassen, weitergefahren.
Das würde sicherlich keinem Gastronom gefallen. Denn die Toiletten in einem Restauant sind schließlich keine öffentlichen Toiletten.
Die Liste der Beschwerden über das Johanniskreuz, welche im Internet verbreitet werden, beinhaltet zwar noch so einiges mehr, aber diese beiden oben genannten Dinge sind die Hauptkritikpunkte.
Wobei die nach Recherche nicht in die Region passende Preispolitik natürlich den Hauptkritikpunkt bildet. Denn natürlch erwartet der Gast allein schon aufgrund des Ambientes des Hauses, seinem Landhauscharakter nicht unbedingt Preise, die ein so hohes Niveau haben. Andererseits ist das Johanniskreuz aber auch ein Ausflugslokal und lebt damit von Laufkundschaft. Gerade bei solchen Gastronomiebetrieben, die ohne Stammkundschaft leben (müssen), also Ausfluglokalen, sollte sich der Gast grundsätzlich immer vorher ein Bild von den Preisen machen. Da heißt und hieß es schon immer: "Spitz pass auf!"
Aufpassen sollte aber auch der Leser bei Bewertungen im Internet. Denn zum einen weiß niemand, wer wirklich dahinter steckt und auch nicht, was dahinter steckt. Dass die Motivation, sich im Internet über etwas zu beschweren, stets höher ist als Belobigungen zu schreiben, liegt in der Natur der Sache. Dieses erklärt sicherlich auch im Fall des Johanniskreuz zum Teil die hohe Anzahl von Einmalbewertern und deren vergebene Noten und Frustkommentare. Genauso gut könnten aber auch Mitbewerber, Neider oder Menschen dabei sein, die mit der Herkunft des Gastronomen ein Problem haben. Zumindest existieren letztere leicht abfällige Äußerungen in Bikerforen.
Doch wenn Bewertungen dann noch der Unwahrheit entsprechen zu scheinen, wie die letzte Bewertung über das Restaurant auf restaurant-kritik.de, dann wird es ärgerlich.
Denn dort will ein Mitglied (Günter Kunze) am 29.10.2011 im Johanniskreuz zu Mittag gegessen haben. Seltsam, denn laut unserer Recherche und Belegen fand in der Zeit vom 27.10-29.10.2011 gar kein Restaurantbetrieb statt, da das Restaurant wegen Filmaufnahmen geschlossen war. Auch will dieser Gast dort Pommes gegessen haben. Der Betreiber versichert dagegen, dass es schon seit längerer Zeit keine Pommes mehr gäbe.
Es bleibt also ein Kreuz mit dem Johanniskreuz. Aber dafür kennen wir jetzt die Antwort auf die Eingangsfrage: Nein, das Restaurant ist nicht das schlechteste in Deutschland. Allerdings eines, welches in Punkto Preis und Leistungsverhältnis eine zu große Differenz aufweist.
Deshalb, und das muss hier klar zum Ausdruck kommen, ist gleichzeitig der Rat von restaurantinspektor.com, die Preispolitik sollte vom Betreiber überdacht werden. Denn wenn der Betreiber diese nicht überdenkt, wird es weiterhin dazu führen, dass Leute sich nach unseren Recherchen zu Recht abgezockt fühlen, sich dann im Internet Luft machen werden und trotz der Qualität, die das Johanniskreuz auch hat, dieses Haus meiden werden.
Lesen Sie dazu auch einen Post im Videoblog.