Sommergespräch 2008


Poltitiker tun es gerne und der Euroman tut es diesen hier nach. Entspannt auf der Terrasse, vor dem Ferienhaus in Lemvig (DK) sitzend, stellt er sich den Fragen.

Frage: Steigen wir gleich mit der klassischen Frage ein: Was qualifiziert den Euroman überhaupt?

Euroman(EM): Das ist wirklich die klassische Frage. Denn sowohl die Presse als auch das Fernsehen stellten diese immer zuerst. Auch in einigen Mails wurde danach gefragt. Eigentlich kann doch fast jeder ein Restaurant beurteilen. Wo es uns gut gefällt, kehren wir auch gerne wieder. Doch der normale Gast schaut eben auch nur sehr oberflächlich hin. Da bin ich anders. Aufgrund von jahrelanger Erfahrung als Gast und auch der Möglichkeit vor ein paar Jahren mal hinter die Kulissen eines Restaurants zu schauen, hat sich der Blick geschärft. Dazu kommt, dass ich wegen meiner Arbeit in der Pflege ständig mit Qualitätsstandarts konfrontiert bin. So war es leicht, Standarts für die Punktevergabe von Restaurants zu erstellen. Das macht den großen Unterschied zum normalen Gast aus.

Frage: Wäre man nicht besser Koch?

EM: Wenn die Leute verstanden haben, dass sich die Bewertungen aus der Formel: Essen plus Ambiente plus Service plus Sauberkeit geteilt durch 4 zusammensetzt und dem Nutzer dann klar ist,  dass das Essen nur zu 25% in eine Bewertung einfließt, ein Restaurant also aus mehreren Teilen besteht, erübrigt sich die Frage. Ein gutes Essen alleine macht noch kein gutes Restaurant aus. Da muß schon alles stimmen. Die Speisequalität zu beurteilen ist allerdings oft nicht ganz einfach. Doch, da ich auch privat ganz gerne koche und ausprobiere, geht das auch ohne Kochausbildung sehr gut.

Frage: Wie kommt man eigentlich auf die Idee Restaurants gezielt unter die Lupe zu nehmen?

EM: Wie man darauf kommt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, wie ich darauf kam. Der Ursprung liegt nicht weit von hier. Es fing mit einem Restaurant hier in Lemvig an. Das Essen war ganz okay, das Ambiente des Gastraumes ging so, aber der Toilettenbereich war in einem mehr als desolaten Zustand. Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich dort nicht eingekehrt. Da kam dann irgendwann nach dem Urlaub der Gedanke, dass man andere Gäste auf schlechte und gute Restaurants aufmerksam machen sollte. Im Internet fand ich dann ein Bewertungportal und begann mit der Veröffentlichung. Dort stellte ich dann aber sehr schnell fest, dass das nicht unbedingt hundertprozentig der richtige Weg ist. So kam es schließlich dazu, eine komplett eigene Präsenz aufzubauen und die Kritiken auch dort zu veröffentlichen.

Frage:Was paßt denn bei den Portalen nicht so ganz?

EM: Bei diesen Portalen besteht immer die Möglichkeit der Manipulation. Wenn z.B. ein Restaurant schlecht abgeschnitten hat kann, der Wirt hier durch direkte Ansprache seiner Stammgäste oder aber durch eine verdeckte Mitgliedschaft sein Bewertungsbild bei diesem Portalen aufbessern. Als Nutzer wissen Sie nie genau, wer hinter einer Bewertung steckt, welches wahre Interesse dieser hat.

Auch ist das mit den Voraussetzungen der Bewerter überhaupt bewerten zu können so eine Sache. Oftmals sind diese so schlecht in ihrem Urteilsvermögen bzw. gehen mit einer Erwartungshaltung in ein Restaurant, wo sofort klar ist, dass kann nur schlecht werden oder wird die absolute Jubelarie. Hier beim Euroman gibt es die Garantie: Ich bin neutral, unabhängig, habe klare Regeln und habe nur ein einziges Interesse: Ich will Restaurantsuchern eine Hilfe sein, ein gutes Restaurant zu finden.

Frage: Aber die Kritiken vom Euroman erscheinen auch weiterhin bei diesen Portalen. Warum?

EM: Wenn jetzt alle, die wirklich fähig  sind Beurteilungen über Restaurants zu verfassen, die Bewertungsportale verlassen würden, wer bliebe dann übrig? Da wären dann letztendlich nur noch Schrottkritiken vorhanden. Durch die weitere Mitgliedschaft von solchen Leuten wie mir, hat der Nutzer eine Chance, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn es gibt bei diesen Portalen neben mir auch andere Mitglieder, die gut beurteilen können. Wäre doch schade, wenn wegen ein paar Unfähigen solche Portale schliessen müssten. Wobei der Nutzer nie vergessen sollte, dass ich, im Unterschied zu anderen, Testessen durchführe, d.h. das ist dann nicht der nette Abend mit Freunden in einem Restaurant, sondern echte Arbeit.

Frage: Also volle Konzentration auf das Restaurant?

EM: Richtig. Denn wenn mehrere Leute zu einem netten geselligen Essen zusammen kommen und einer will danach dieses Restaurant bewerten, ist es gerade zu logisch, dass das, was untereinander am Tisch geschah mit in Bewertung einfließt. Da kann es passieren, dass einer am Tisch schlechte Laune hat und sich das auf die Gruppe überträgt und schwupps fällt die Note für so ein Restaurant schlechter aus oder aber auch umgekehrt, beste Stimmung am Tisch hebt die Note an. Davon hat der Nutzer wenig. Mal so eben eine Kritik zu verfassen geht nicht und halte ich den Gastronomen und Nutzern von solchen Portalen gegenüber für nicht fair und hilfreich. Der Kopf muß frei sein, die Augen, Nase und Ohren wach sein.

Frage: Bringt mich auf das Stichwort der Beobachtungsgabe.

EM: Hier schlägt natürlich wieder der Vorteil von fast 20 Jahren in der Pflege zu, denn da gilt es den Patienten/Bewohner genau zu beobachten. Veränderungen müssen wahrgenommen werden. Das läuft routinemäßig bzw. automatisch ab und ist einfach ein großer Vorteil bei Restauranttests.

Frage: Kommen wir jetzt zum eigenen Internetauftritt. Design und Navigation des ersten Auftritts waren doch wohl leicht daneben?

EM: Die Reaktionen darauf waren interessant. Es gab die, die das überhaupt nicht störte, die lasen die Berichte und gut. Dann gab es die anderen, die sich sehr über die Navigation und das Design aufregten. Der erste Auftritt war rückblickend betrachtet nicht gut. Die Navigation war zu verschachtelt und insgesamt war alles zu verspielt, die Farbwahl zu depressiv. Es fehlte da einfach die Erfahrung wie so eine Internetpräsenz aussehen muß, damit die Nutzer nicht gleich verschreckt das Weite suchen. Heute ist alles klarer im Aufbau, die Spielereien sind weg, die Nutzung übersichtlicher.

Eines muß leider bleiben: Werbung. Die Kosten, das alles abschalten zu lassen sind bei der Anzahl der Seiten zu hoch.

Frage: Warum eigentlich vier eigene Auftritte im Netz?

EM: Es sind eigentlich fünf. Da wäre die Startseite www.der-restaurantkritiker.de, dann die Seiten mit den Bewertungen www.restaurantkritik-gronau.de, www.restaurantkritik-ahaus.de, www.restaurantkritik-ochtrup.de und als Begrüßungsseite für Gastronomen, die den Flyer vorgefunden haben www.der-euroman.de. Klar war von Anfang an, dass jede Stadt wegen der Übersichtlichkeit eine eigene Seite für die Kritiken bekommen sollte und das bei einer einfach zu merkenden Adresse. Auch sollte der Gastronom begrüßt werden. Es sollte aber auch so sein, dass der Nutzer eine gute Startadresse hat, wo er sich ein Bild vom Schreiber der Kritiken machen kann. So hat man plötzlich fünf eigenständige Seiten im Netz. Wenn alles auf einer Seite wäre, wäre die Navigationsleiste überfrachtet und die Übersichtlichkeit ginge verloren bzw. es gäbe zig Untermenues. Damit der Nutzer weiß, wo er sich gerade befindet, steht es gut lesbar oben links auf jeder Seite. Das sollte also kein Problem sein.

Frage: Stichwort: Einträge in Suchmaschinen.

EM: Da steht der Euroman mittlerweile gut da. Da war bei Google lange Zeit eine Zeitschrift aus Dänemark ganz vorne zu finden. Das hat sich geändert, wenn auch nur durch die Mitgliedschaft bei einem Forum. Die Verknüpfung Restaurantkritik gleich Euroman ist Suchmaschinenmäßig einfach da.Bei dem Begriff der-restaurantkritiker sieht das genauso aus.  Dafür hat olya.de mit seinem Eintrag gesorgt. Die Seiten beim Suchen von Restaurantkritiken für die Städte Ahaus, Gronau und Ochtrup zu entdecken, ist also ist kein Problem.  Die Besucherzahlen für die Seiten bewegen sich stabil im dreistelligen Bereich. Damit ist natürlich nicht der tägliche, sondern monatliche Zugriff gemeint. Dazu trägt, neben den Einträgen in Suchmaschinen, auch die Mitgliedschaft bei Foren bei. Viel dazu beigetragen, den Bekannheitsgrad zu erhöhen, hat natürlich das Fernsehen und die Presse. Da waren dann plötzlich an nur einem Tag über 1000 Besucher da. Da hagelte es Mails in Hülle und Fülle. Das hätte ich niemals so erwartet.

Frage: Das war ja ein Silbertablett, welches das Split überreicht hat, oder?

EM: Ich habe nach der Bekanntgabe des Hausverbots durch das Split in Gronau einige Zeit überlegt, ob ich mich an die Lokalpresse wenden soll oder aber nicht. Letztendlich war aber die Empörung darüber, dass es ein Restaurant gibt, welches kritische Gäste einfach nicht mehr in ihr Lokal lassen will, zu groß. Dass der WDR dann in die Geschichte eingestiegen ist und auch wesentlich offensiver berichtete, geschah dann automatisch. Die Reaktionen war auch sehr interessant. Es schrieben einige, dass sie mit dem Split ähnliche negative Erfahrungen gemacht haben. Negative Kritik scheint im Split einfach unerwünscht.

Frage: Im Split sollen ja Stammgäste vom Superman und Batman gesprochen haben. Ärgerlich oder witzig.

EM: (Lacht) Vor allem wahr.  Denn der Euroman hat sich hier in der ersten Urlaubswoche sofort als Superman betätigen müssen. Zum einen hatte sich ein Auto im Kies festgefahren, zum anderen rollte ein führerloses Auto auf einem Supermarktparkplatz plötzlich auf  ein anderes zu. Wer hat wohl den Wagen aus dem Kies geschoben und das wegrollende Auto aufgehalten? Ich, der Supereuroman natürlich. Aber mal ganz im Ernst: Der Stammgast wird irgendwann einfach betriebsblind. Da entwickelt sich zu einem Restaurant eine Verbindung bzw. Beziehung, die freundschaftliche Züge annimmt. Wenn mal was schiefläuft, verzeiht man als Stammgast da sehr schnell. Kommt dann der vermeintliche Feind,  hält man zusammen. Die Reaktionen der Stammgäste sind für mich also vollkommen verständlich. Ich hatte früher auch ein Restaurant in Gronau, in dem ich Stammgast war. Auch dort passierten Pannen, die ich als Stammgast immer wieder verziehen habe.

Frage: Kommen wir kurz nochmal zu Herrn Bösel vom Split. Nach seiner Meinung soll der Euroman lieber in der Pflege von alten Menschen bleiben und nicht Restauranttests durchführen. Nett,oder?

EM: Herr Bösel macht damit nochmal deutlich, was er von Gästen hält, die seinem Restaurant kritisch gegenüber stehen. Ich finde, er macht damit aber auch seine Gesamteinstellung deutlich, dass Gäste einfach dumme Hansel sind, die von allem eine Ahnung haben können, nur nicht davon, wie ein gutes Restaurant und guter Service aussehen. Gastfreundlichkeit sieht sicher anders aus. Ich jedenfalls werde mich an das Hausverbot halten und gut. Für mich ist diese Sache erledigt. Wobei Split noch ein Denkmal bekommen wird. Wie verrate ich hier allerdings nicht. 

Frage: Jetzt nach dem Urlaub kommt Ochtrup als neues Testgebiet hinzu. Wird das nicht zuviel?

EM: Sicherlich gibt es da eine Grenze. Ich denke, dass es insgesamt ca. 60 Restaurants gibt, die es lohnen, besucht zu werden. Das ist machbar. Braucht aber auch etwas Zeit. Stadterweiterungstechnisch ist dann aber Schluß, alleine schon wegen der Fahrtkosten.

Frage: Andere Gastronomen in anderen Städten können also beruhigt sein?

EM: Ich bin ja nicht nur hier in der Region unterwegs, sondern auch mal im Ruhrgebiet. Diese Kritiken werden dann allerdings ausschließlich in den Bewertungsportalen veröffentlicht. Aber was heißt hier eigentlich beruhigt sein? Das setzt ja irgendwie voraus, dass ich Unruhe verbreiten würde. Ich will kein Schreckgespenst der Gastronomen sein. Im Gegenteil, ein cleverer, fähiger Gastronom wird negativer Kritik an seinem Restaurant nachgehen und versuchen, die Schwachstellen zu beseitigen. Kritik muß als Chance verstanden werden, besser zu werden. Auch wenn wir natürlich alle lieber gelobt werden wollen.

Frage: Aber die meisten werden doch wohl eher abwiegeln als den Dingen auf den Grund gehen, oder?

EM: Die Reaktionen sind da unterschiedlich. Was viele Gastronomen noch begreifen müssen ist, dass sich die Zeiten deutlich geändert haben. Der Gast, der Verbraucher ist zunehmend kritischer geworden. Das Geld sitzt nicht mehr so locker. Auch Bewertungsportale sensibilisieren viele Leute. Was dann in den Foren steht, steht da erstmal. Den Ruf eines Restaurants so zu ruinieren ist heute relativ leicht. Wer da noch in Gutsherrenart  mit Gästen und Angestellten regiert verpaßt den Anschluß. Gastronomen stehen heute wie jedes Produkt unter Beobachtung. Deshalb nochmal: Ich sehe mich auch als Vermittler zwischen Gast und Gastronom. Beide haben die Möglichkeit, Konsequenzen aus den Kritiken zu ziehen. Es geht mir nicht darum ein Restaurant fertig zu machen.

Frage: Wobei die Texte teilweise doch schon sehr hart sind und auch das Nicht-Einkehren-Schild stellt doch auch eine deutliche Warnung dar.

EM: Natürlich, denn es gibt Grenzen. Aber nicht jedes Restaurant mit nur 2 Punkten bekommt so ein Schild. Da muß schon viel zusammen kommen, dass das Schild als deutliche Warnung aufgestellt wird. Für das laufende Weinglas gilt das gleiche. Ein Restaurant muß keine 5 Punkte erreicht haben, um das Glas zu bekommen. Es sind eben oft die Kleinigkeiten, die zum Erfolg oder Mißerfolg führen.

Ich versuche immer fair zu bleiben und wenn ich mir heute meine Kritiken ansehe und dann auf die Punktevergabe schaue, denke ich oft, bei einigen Wenigen hast du es zu gut gemeint. Aber diese Grenzfälle wird es immer geben. Es gab da auch mal einen Test, wo ich lange mit mir gerungen habe, wieviele Punkte dieses Restaurant in den einzelnen Bereichen bekommen soll. Das ist oftmals schwer. Wie gesagt: Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst, denn ich weiß, dass ich zur Meinungsbildung beitrage und da kann es nur heißen verantwortungsvoll, fair und ehrlich zu sein und es auch weiterhin zu bleiben.

Allerletzte Frage: Wer wird Europameister 2008?

EM: Dänemark jedenfalls nicht.

 

Dieses Gespräch wurde am 10.06.2008 aufgezeichnet.


Das Wintergespräch 2010 können Sie hier lesen.