Wintergespräch 2010


Welch ein Kontrast zum Sommergespräch 2008. Damals in Dänemark, Sonne satt, und jetzt im Januar, beim Wintergespräch mit dem Euroman, hat sich gerade Tief "Daisy" über dem Münsterland ausgetobt.

Auch für den Euroman und sein neues Testrevier bedeutete "Daisy" das Aus für den ersten Test in Bad Bentheim. Darüber und über viel mehr wurde der Euroman befragt.

Frage (?): Steigen wir mal, da das neue Jahr noch jung ist, mit einem Rückblick auf 2009 ein. Da waren doch schon echte Knaller drin.

Euroman (EM): Wenn sich Knaller auf die Reformen bezieht, stimme ich hier zu. Wobei Reformen nicht ganz zutrifft. Denn es war eigentlich ein Bruch bzw. Neustart.

?: Neustart bedeutet?

EM: Im Mai 2009 hat sich der-restaurantkritiker.de sozusagen auf restaurantinspektor.com wieder gefunden. Da hieß es alles umpacken zum neuen Homepageanbieter. Der Mai war echt hart und es sollte bis zu dem jetztigen Design, welches ich als eigenständig und durchaus gelungen bezeichnen würde, bis zum Dezember dauern. Ein weiter Weg liegt hinter dem Ganzen. Ein Weg, den ich mal als aussähen bezeichnen würde. Die Ernte kommt jetzt.

?: Es geht also an das Verdienen?

EM: Blödsinn! Verdienen tuen hier an dieser Internetpräsenz, wenn überhaupt, andere. Ich jedenfalls nicht und darum geht es mir auch nicht. Es war, es ist ein Hobby.

Ernten steht hier für, dass alles in eine Form gegossen ist und das Rad sich dreht. Das Schwierige ist doch immer der Bau oder Umbau eines Hauses. Die Erhaltung fällt dagegen leichter.

Dass radikale Schnitte problematisch sein können, erfahren zur Zeit auch die Nutzer von einem Bewertungsportal.

?: Bleiben wir doch gleich mal bei den großen Bewertungsportalen. Sieht es da inzwischen besser aus als 2008?

Euroman: "Eine schöne Fassade reicht nicht."
Euroman: "Eine schöne Fassade reicht nicht."

EM: restaurant-kritik.de hat designtechnisch und vor allem stabilitätstechnisch einen großen Sprung gemacht. Doch was nützt die schönste Fassade an einem Haus, wenn der Inhalt weiterhin marode ist. Die diskutieren weiter über die Punkte, Kategorien und natürlich auch über igendwelche unsinnigen Titel ihrer Mitglieder.

Beim Euroman gab es 2009 einen Sprung nach vorne. Seit Mai 2009 sind feine Abstufungen bei der Punktevergabe, orientiert am Abitur, möglich. Gut, das leitet sich zugebenermaßen von einem französischen Vorbild ab, aber gute Ideen sollte Mensch aufgreifen.

Ich geniesse geradezu die Abstufungen. Denn nur fünf Punkte, statt wie jetzt 15, in den einzelnen Testbereichen verteilen zu dürfen, machte das Ganze wirklich schwierig und führte oft zu Diskussionen der Testteilnehmer. Auch wird jetzt in Einfach, Mittel und Gehoben kategorisiert.

?: Da muß ich jetzt mal zwischenfragen: Der Euroman diskutiert die Punktevergabe mit den Testteilnehmern? Wirklich, oder ist das mehr ein Meinungseinholen?

EM: Beides! Nur: Das letzte Wort kommt von mir.

"Gastro.de fehlt Wind."
"Gastro.de fehlt Wind."

?: Dachte ich mir irgendwie. Zurück zu den Bewertungsportalen: gastro.de fehlt noch.

EM: Was den Neustart, die Wiederbelebung von gastro.de angeht, kann ich nur sagen: Da herrscht Stillstand an allen Orten. Das gleicht in vielen Teilen immer noch einem Rohbau. Zwar optisch gut, aber inhaltlich liegt da vieles im Argen. Da fehlt einfach Wind.

Aber ich will hier nicht vergessen, dass ich restaurantinspektor.com nicht mit diesen großen Seiten vergleichen will und kann. Der Ansatz ist schließlich schon ein anderer. Bei denen machen die Mitglieder die Arbeit. Das recht bis zur Kontrolle der eingestellten Bewertungen anderer Mitglieder. Die Mitglieder machen das. Dass es dann oft zu Problemen kommt und das Ganze in weiten Teilen auf Grund der oft nicht vorhandenen Fähigkeiten der Mitglieder nicht wirklich ernst genommen werden kann ist logisch.

Aber Geld vedirbt bekanntlich den Charakter. Da geht es schließlich um Geld. Es wurde von den Betreibern viel Geld investiert und da will bzw. muß man auch Rendite sehen. Dass dann die Verantwortung gegenüber Dritten, in diesem Fall den Gastronomen, oftmals auf der Strecke bleibt, wird dabei in Kauf genommen.

Doch zurück zu mir: Beim Euroman besuche, teste und bewerte ich und alle können dann ihre Erfahrungen mit dem Restaurant mitteilen. Leider tun das nur wenige. Doch so bekannt ist die Seite schließlich auch nicht.

?: Was mich zu der Frage bringt, ob es den Euroman eigentlich amüsiert, wenn er feststellt, dass er bei der größten Suchmaschine gut abschneidet? Wird da viel für getan?

EM: Zunächst mal sehe ich das stets als Momentaufnahme. Zum anderen versteht, kennt einer die Kriterien der größten Suchmaschine überhaupt?

Klar freut es mich, wenn Kritiken gut gefunden werden. Toll ist es schon, festzustellen, dass sich der Begriff Euroman und Restaurantkritik in den Suchmaschinen zu einer Einheit gefunden haben.

Doch bei aller Freude: Darauf kann ich mich nicht ausruhen. Der Weg ist das Ziel. Heute ist schließlich morgen bereits gestern.

Getan wird dafür nur eines: Restaurants besuchen, testen, bewerten und den Blog schreiben.

?: Aber so ein bißchen Freude gibt es doch auch? Ich habe z.B. gestern gesehen, dass unter dem Suchbegriff "restaurantkritiker" unter verwandte Suchbegriffe "euroman restaurantkritiker" auftaucht.

EM: Schön dass dem gestern so war. Warten wir mal ab wie lange dem so ist. Internet ist schließlich einem schnellem Wandel unterworfen.

?: Bedeutet, das Tempo zu halten, ist schwierig, oder?

EM: Das Internet ist halt ein schnelles Medium. Der Nutzer erwartet da eigentlich immer was Neues. Genau das können wir so nicht bieten.

Ich kann und will nicht täglich essen gehen. Können geht allein aus finanziellen Gründen schon nicht. Selbst wenn das kein Hindernis wäre, hätte ich dazu auch keine Lust. Denn der Zeitaufwand, um überhaupt eine Kritik ins Netz zu stellen, ist groß.

Bei manchen Kritiken kommt zu der Testzeit nochmal das Doppelte als Nachbereitung hinzu.

?: Also neunzig Minuten fürs Essen und dann noch mal drei Stunden für den Rest?

EM: Das passiert durchaus. Nach dem Test muß schließlich ausgewertet werden. Da kann eine Diskussion schon mal länger dauern. Die Bilder müssen bearbeitet werden. Dann muß der ganze Textseitenkram auf der Website erfolgen und schließlich der Bewertungstext verfaßt werden. Das kostet alles Zeit. Verantwortung kostet einfach Zeit.

Deshalb bin ich immer froh, wenn ein Restaurant eine Mailadresse hat. Denn da kann ich mir mehr Zeit lassen mit der Veröffentlichung, als wenn ich den Flyer hinlege und inerhalb von 24 Stunden alles online haben muss.

?: Stichwort: Mail. Da scheint doch einiges im Spam zu landen bei den Gastronomen?

EM: Das sieht so aus. Anders läßt sich manche fehlende Reaktion von Gastronomen nicht erklären bzw. die Meldung nach Monaten.

War z.B. beim Bistrorante Montana in Gronau so. Die meldeten sich plötzlich Monate später und wußten nichts von der Bewertung, obwohl sie nach dem Test eine Mail erhalten haben.

?: Was ganz anderes: Im Juli 2008 wurde restaurantkritik-ochtrup gestartet. Damals sollte das die letzte Stadt sein, die in das Testrevier aufgenommen wurde. Doch jetzt kommt mit restaurantkritik-bad-bentheim.de doch noch eine Erweiterung. Wie kommt das?

EM: Zunächst mal habe ich 2008 noch gar nicht von Testrevier gesprochen, denn da gab es den Euroman als Inspektor noch gar nicht. Da war ich nur Kritiker.

Der Punkt war damals, dass neben restaurantkritik-gronau und restaurantkritik-ahaus, noch eine nah gelegene Stadt dazu zu nehmen. Da blieb nur Ochtrup.

Doch mittlerweile ist in Ochtrup nicht mehr viel zu entdecken, so dass es 2010 schon zu Wiederholungstests bzw. Nachtests käme. Klar müssen die gerade auch im Sinne der Gastronomen und Gäste auch sein. Aber spannender ist doch das Neue. Aber mit den vier Städten ist auch Schluss. Sonst dauert es einfach zu lange bis es zu Nachtests kommen kann.

Doch "Daisy" macht mir gerade einen Strich durch sämtliche Rechnungen bezüglich Bad Bentheim. Mal schauen, wann es da endlich losgehen kann.

?: Neu in 2010 ist auch der Blog auf der Startseite. Warum wurde das Newssystem jetzt vom Blog verdrängt?

EM: Ganz einfach, weil das Newssystem bzw. die Texte nicht in Suchmaschinen auftauchen. Eine große Breite bei Suchmaschinen ist aber durch Blogbeiträge gut realisierbar. Aber so ganz zufrieden bin ich dem Blog noch nicht. Da muß noch leicht nachgebessert werden.

Hier zeigt meine Erfahrungen, dass es besser ist das schnellstens zu tun. Denn wenn erstmal viele Beiträge geschrieben worden sind, macht das nur noch mehr Arbeit Dinge zu ändern. Allein die Zeit für die Umstellungen und Anpassungen, die für das aktuelle Design nötig waren, war enorm.

?: Bringt mich auf den Nikolaustag 2009. Da waren die Bilder plötzlich weg.

EM: Genau und weil da sowieso Chaos war wurde die eigentlich Januar geplante Designreform einfach gleich vorgezogen. Wobei, einfach war das nicht. Aber da bin ich schließlich selbst Schuld dran. Ich könnte mir ja auch ein anderes Hobby suchen.

?: Würde sich vielleicht mancher Gastronom freuen...

EM: Oder aber auch nicht. Denn es gibt etliche Gastronome, die arbeiten ehrlich vor sich hin, wenige bekommen es mit und freuen sich einfach, wenn Sie mitbekommen, dass ihr Haus beim Euroman gut abgeschnitten hat. Nur der dumme Gastronom wird böse auf meine Kritik reagieren. Obwohl natürlich auch manche Bewertungstexte leicht reizend sind. Aber ich bin eher jemand, der Klartext redet als lange drum herum zu reden. Da merkt man mir vielleicht auch wieder meine Heimat an.

"Freue mich immer den Wasserturm zu sehen."
"Freue mich immer den Wasserturm zu sehen."

 Bei uns Ruhrpottlern ist ein Wort noch ein Wort. Wobei ich mich als im westfälischen Teil von Gelsenkirchen Geborener eher als Westfale sehe und sehr froh bin in Gronau zu leben. Zwar geht mein Herz jedensmal ein Stück weit auf, wenn ich nach Gelsenkirchen fahre. Doch wenn ich von der Arbeit komme und den Wasserturm von Gronau sehe, weiß ich, dass eine Wahlheimat einer Geburtsstadt in nichts nachsteht.

?: Abschließende Frage: Wer wird Meister?

EM: Als in Gelsenkirchen geborener darf man wieder träumen. Vielleicht klappt es ja 2010. Felix macht das schon.

 

Aufgezeichnet am 09.01.2010


Das Sommerinterview 2008 können Sie hier lesen.